22. September 2022
ABSATZFOHLEN -„kleine“ Pferde mit großen Ansprüche
Fohlen werden üblicherweise im Alter von ungefähr 6 Monaten von ihrer Mutter abgesetzt. Nach dem Absetzen fehlt es den Fohlen vor allem an den hochwertigen Eiweißen und Vitaminen aus der Muttermilch. Trotz ausreichender Energieaufnahme kann es zu Entwicklungsstörungen und Mangelerscheinungen kommen, die aus dem Fehlen von B-Vitaminen und essentiellen Aminosäuren (vor allem Lysin) resultieren.
Während des zweiten Lebenshalbjahres, sowie im Jährlingsalter, sollte aufgrund des intensiven Wachstums vor allem auf eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß, Lysin, Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen geachtet werden. Mit einem Jahr hat es bereits 60 % seines späteren Endgewichtes erreicht. Gegen Ende des zweiten Lebensjahres ist dann der überwiegende Teil der Wachstumsphase abgeschlossen und das Pferd kann allmählich wie ein adultes, also ein erwachsenes Pferd im Erhaltungsbedarf gefüttert werden.
Aufgrund des engen Ca:P-Verhältnisses sowie den oft geringen Gehalten an Natrium, Kupfer, Selen und Zink im Weidegras sowie im Heu sollten daher entweder eine mineralisierte Kraftfuttermischungen (SOLAN 183 FOHLENMÜSLI)
oder ein Mineralfutter (SOLAN 1485 Mineral Plus) zugefüttert werden. So können mögliche Störungen der Skelettentwicklung aufgrund eines Mangels an Kalzium, Phosphor, Kupfer, Mangan oder Vitamin D verhindert werden. Das in Jungpferderationen enthaltene Vitamin A kann zudem die Abwehrkräfte verbessern.
Auch bei Einsatz von Fertigmischungen für Fohlen bzw. Jungpferde sollte der Versorgungszustand des Tieres dennoch regelmäßig überprüft und der Energiegehalt der Ration gemäß Nutzungsrichtung, Umgebungstemperaturen und Bewegungsmöglichkeiten des Fohlens angepasst werden. So kann eine hohe Energiezufuhr bei gleichzeitig geringen Eiweißmengen beispielsweise schnell zu Verfettung führen, welche aufgrund der negativen Auswirkungen auf die Skelettentwicklung möglichst vermieden werden sollte.
Wegen des hohen Energiebedarfs während der Wachstumsphasen sollten die Absetzer und Jährlinge aber auch nicht unterernährt sein, um das jeweilige Wachstumspotential bestmöglich ausschöpfen zu können. Hier gilt es also das optimale Maß zwischen „zu dünn“ und „zu dick“ zu finden.
Bei der häufig verbreiteten Weidehaltung im Sommer sollte daher eine überhöhte Aufnahme von energie- und proteinreichem Gras beispielsweise durch Portionieren der Fläche verhindert werden. Auf stark genutzten Weiden, in trockenen Jahren oder bei schlechten Grasqualitäten kann hingegen auch eine Zugabe von energiereichem Kraftfutter oder geeigneten proteinreichen Ergänzungsfuttern notwendig sein.
Änderungen in der Ration (z.B. beim Anweiden im Frühjahr oder bei Aufstallung im Herbst) sollten dabei immer möglichst langsam und schonend erfolgen, so dass potentielle Entwicklungsstörungen des Bewegungsapparates aufgrund von abrupten Wachstumsdepressionen bzw. plötzlichen Wachstumsschüben vermieden werden können.
Ebenso wichtig wie die bedarfsgerechte Fütterung, ist eine ausreichende Bewegung, denn Motorik und Belastungsreiz sind wesentliche Voraussetzungen für ein gleichmäßiges Wachstum des Skeletts. Bei stark mastig gefütterten Fohlen muss das nicht ausgereifte Skelett, aufgrund erhöhter Muskel- und Fettmasse, eine relativ hohe Masse tragen. Daraus können Schäden mit dauerhaften Folgen resultieren. Das postnatale Wachstum ist in seiner Obergrenze genetisch vorgegeben, der Wachstumsverlauf wird dagegen hauptsächlich von nicht genetischen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel Ernährung, Absetzalter und Haltungsmanagement.