Diatomeen bzw. Kieselalgen sind einzigartige Lebewesen der Superlative. Sie sind einzellige Pflanzen und bestehen hauptsächlich aus Kieselsäure.
Sie sind sehr artenreich und bevölkern in unvorstellbaren Mengen die Meere. Es wird geschätzt, dass die Diatomeen 20 – 25% der gesamten organischen Primärproduktion der Erde hervorbringen. Mit ihrer Schalenkonstruktion weisen Diatomeen Feinstrukturen auf, die auch von heutiger Nanotechnik unerreicht sind. Dabei sind Kieselsäurekugeln in eine Matrix aus Eiweißen eingebettet und bilden ein filigranes Skelett. Die Strukturen sind extrem widerstandsfähig und erinnern an Baukonstruktionen, wo sich sogar Ingeneure ihre Konstruktionen abschauen. Abgestorbene Algen sinken auf den Meeresgrund, wo sich mit der Zeit gewaltige fossile Lager bilden – die sogenannte Diatomeenerde oder auch Kieselgur genannt.
Ein neues Anwendungsgebiet für die fossilen Algenstäube ist ihr Einsatz im Getreide- und Futterlager. Dabei ist die Verwendung von Stäuben zur Insektenbekämpfung nicht neu. Sand, Lehm oder Aschen werden seit Jahrhunderten gegen Insektenschädlinge eingesetzt. Es gibt altertümliche Hinweise, dass Böden von Getreidespeicher mit feinem Erdstaub der Felder bestreut wurden, um Lagerschädlinge zu bekämpfen. Heute weiß man, dass feiner Staub Insekten abtöten und vertreiben kann. Dies machen sich auch zahlreiche Tiere zu Nutze, die sich in trockenem Sand wälzen, um sich von parasitischen Insekten zu befreien.
Im Gegensatz zu kristalliner Kieselsäure (Siliziumdioxid) gilt Diatomeenerde nicht als gesundheitsschädlich (beim einatmen von Staub) oder als kanzerogen (krebserregend). Dadurch kam es in den letzten Jahren zu einer Renaissance in der Anwendung. Um Vorratsschädlinge mit Diatomeenerde abzuwehren, gibt es mehrere Möglichkeiten: Es kann direkt ins Getreide eingemischt werden bzw. können die Oberflächen von Lagerräumen damit behandelt werden. Viele Studien beschäftigten sich bereits mit dem Effekt, den Kieselgur auf Insekten hat. Die Wirkung beruht auf verschiedene Eigenschaften: Durch die Sorption der feinen Silikatpartikel kommt es zu einer Verminderung der Wachsschicht an der Oberfläche der Insekten. Sie verlieren dadurch vermehrt Körperwasser und trocknen aus. Die scharfkantigen Partikel dringen auch in den Chitinpanzer, in die Gelenke und Mundwerkzeuge ein und schädigen die Mobilität, führen zu Energie- und Wasserverlust. Weiters verstopfen die Pulverpartikel die Atemöffnungen und überwuchern diese. Schon mit einer Menge von 2g Diatomeenerde pro kg Weizen (=0,2%) können bei einer Getreidefeuchtigkeit von 11-12% bei Kornkäfern bereits nach 2 Wochen gute Effekte beobachtet werden.
Diatomeenerde wird als terrakotta-rotes Pulver unter dem Namen „ENTOMOL EN 100K“ vertrieben. Es ist ein sehr feines Pulver mit einer großen inneren Oberfläche von über 50m2/g. Durch seine hohe kapillare Adsorbtionsfähigkeit bindet Diamol das 2-fache seines Gewichtes an Wasser oder das 1,5-fache an Ölen oder Fetten. Diamol ist nicht toxisch, ist chemisch inert (unverdaulich) und absolut unkritisch in der Handhabung.
Anwendung im Getreidelager:
Bei der Ausstäubung einer leeren Getreidelagerfläche mit ca. 10g/m2 und nach weiteren 14 Tagen mit 200g/m2 werden gute Erfolge festgestellt - teilweise schon nach 1-2 Tagen.
Bei lagerndem Getreide können die obersten 30cm vorbeugend mit 200g/m2 (1kg/to) und bei bereits vorhandenem Käferbefall mit 600g/m2 (3kg/to) behandelt werden.
Behandeltes Getreide kann bedenkenlos verfüttert werden. Diatomeenerde ist auch für Bio-Betriebe geeignet.