Durchfall in der Schweineproduktion – von PIA, Dysenterie und Co.
Durchfallerkrankungen bei Schweinen sind ein ernst zu nehmendes Problem. Auch wenn nicht unbedingt Ausfälle zu beobachten sind, ist dennoch der wirtschaftliche Schaden enorm. Die Tageszunahmen sind reduziert, die Futterverwertung verschlechtert sich und die Partien wachsen auseinander.
Bis ins Jahr 2006 haben antibiotische Leistungsförderer für „Ruhe“ im Darm von Ferkeln und Mastschweinen gesorgt. Seit deren Verbot ist eine deutliche Zunahme von Darmerkrankungen zu beobachten. Um so wichtiger sind optimales Management, angepasste Fütterung und entsprechende Haltung, damit das Risiko von Durchfallerkrankungen minimiert werden kann. Glücklicherweise sind am Durchfallgeschehen beim Mastschwein nur mehr ein paar wenige Erreger beteiligt. Diese Erreger sollte man aber kennen – damit bei einer Behandlung bzw. Vorbeuge gezielt vorgegangen werden kann.
Welche Erreger kommen in Frage und welche Krankheiten verursachen diese?
Erreger Krankheit
Lawsonia intracellularis PIA (oder auch Illeitis)
Brachyspira hyodysenteriae DYSENTERIE
Escherichia coli COLIDURCHFALL
Salmonellen SALMONELLOSE
Chlostridien EHS (Enterohämorrhagisches Syndrom)
In der Praxis sind Durchfallerkrankungen nur selten auf einen einzelnen Erreger zurückzuführen. Meist handelt es sich um Mischformen, da praktisch immer mehrere Erreger am Druchfallgeschehen beteiligt sind. Vor allem Dysenterie und PIA treten oft gemeinsam auf. Kenntnisse über die genauen Krankheitsbilder und die entsprechenden Bekämpfungsstrategien sind dennoch entscheidend, um erfolgreich gegensteuern zu können:
1.) PIA: Weltweit sind ca. 50% der Bestände betroffen. Es gibt unterschiedliche Verlaufsformen – von AKUT (mit Todesfällen) bis CHRONISCH. Der Erreger der PIA lebt IN den Darmzellen und bewirkt eine Entzündung und Verdickung der Darmschleimhaut. Es ist vorwiegend ein Bereich im vorderen Darm betroffen (Dünndarm, genauer genommen der Hüftdarm od. „Illeum“). Die Infektion erfolgt über erregerhaltigen Kot.
Krankheitsbild: Beim akuten Verlauf tritt plötzlich blutiger bis teerartiger Durchfall auf. Die Tiere werden blass und verenden aufgrund von Kreislaufversagen. Beim chronischen Verlauf ist der Kot ohne Blut, wechselnd gelb bis bräunlich. Die Sterblichkeit ist gering. Durch die Verdickung der Dünndarmschleimhaut können Nährstoffe nur mehr schlecht resorbiert werden. Die Futterverwertung sinkt, Tiere wachsen auseinander oder Kümmern.
Die PIA wird durch Stress (Futterumstellung, Transport, Umstallung etc.), Parasiten, falsche Rationszusammenstellung, mangelnde Futterverdaulichkeit und Futterstruktur begünstigt.
2.) DYSENTERIE: Tritt ebenso häufig wie PIA auf, meist auch gemeinsam nachweisbar. Es gibt ebenso AKUTE und CHRONISCHE Verlaufsformen. Die Erreger beschränken sich auf den Dickdarm und lösen dort eine akute oder chronische Blinddarm oder Dickdarmentzündung aus. Die Schweine stecken sich über Kot bzw. über die Gülle an (der Erreger bleibt auch in der Gülle bis zu 6 Monaten ansteckend!). In der akuten Phase tritt schleimig-blutiger Durchfall auf, die Flanken sind deutlich eingefallen. Die Tiere haben starken Durst, keinen Appetit und sind fieberfrei. Im chronischen Verlauf ist der Kot zuerst bräunlich und später typisch zementfarben. Die Tiere magern ab und kümmern, wachsen auseinander. Dysenterie wird durch mangelnde Hygiene (Stalldesinfektion, Kontakt mit Restgülle, Kontakt mit anderen Tieren, Schadnagern) begünstigt. Mangelnde Nährstoffverdaulichkeit, zu grobes Futter, niedriger Rohfasergehalt oder auch zu stark verdauliche Rohfaser (Trockenschnitte etc.) begünstigen Dysenterie.
3.) COLIDURCHFALL: Tritt eher noch in der Vormast auf. Eine ungenügende Einsäuerung des Futterbreis im Magen („Überfressen“) begünstigt das Auftreten. Die Coli-Keime werden oral aufgenommen, heften sich an die Darmwand und produzieren Toxine. Infektionsquellen sind verschmutzte Buchten, Kot bereits erkrankter Tiere. Der Kot ist wässrig, grau-grünlich, manchmal auch blutig. Es können auch Todesfälle infolge eines Toxinschockes oder infolge der Dehydrierung auftreten. Bei Problemen mit Colidurchfall sind folgende Maßnahmen empfehlenswert: Rationierte Fütterung, Energie- und Eiweißgehalt reduzieren, Einsatz von Säuren, Rohfasergehalt erhöhen (2-3% Fasermix), Probiotika, Einsatz von verschiedenen Kräutern. Grundsätzlich sollten aber auch die Hygienemaßnahmen intensiviert werden.
4.) SALMONELLEN: Üblicherweise werden Salmonellen über kontaminierte Zukaufstiere eingeschleppt bzw. sind in den Beständen latent vorhanden. Wenn die Infektion akut passiert bzw. die Tiere bereits geschwächt sind, tritt Durchfall, Fressunlust und Fieber auf. Die Sterblichkeitsrate kann bis 15 % hoch gehen. Der Kot ist gelblich-braun, breiig bis wässrig, manchmal auch blutig. Es treten auch Tiere mit aufgezogenem Bauch und vermehrt Kümmerer auf. In der Regel ist eine Salmonellenerkrankung für Schweine nicht sehr problematisch. Vielmehr spielt sie eine Rolle als potentielle Gefahr für die menschliche Ernährung. In Ländern wie zB. Deutschland gibt es daher ein Salmonellenmonitoringprogramm, um den Infektionsdruck über die gesamte Nahrungskette zu reduzieren. In Betrieben mit Salmonellenproblemen werden folgende Maßnahmen empfohlen: Schadnager/Fliegenbekämpfung/Hygiene intensivieren, Einsatz von Säurekombinationen, Probiotika, Präbiotika (Inulin, Lactulose), mehliges Futter anstatt pelletiertes Futter.
5.) EHS: Das Enterohämoragische Syndrom wird durch eine explosionsartige Vermehrung von toxinbildenen Clostridien und/oder Hefen bei Verfütterung großer Mengen Molke, hohem Kohlenhydrat-Gehalt, zu hohem Eiweißgehalt, Einsatz von frischem Getreide oder nach krassem Futterwechsel verursacht. Betroffen sind hauptsächlich die schwereren Tiere einer Partie. Betroffene Schweine werden schlagartig blass, setzen schwarzen Kot ab (ein Zeichen für verdautes Blut) und sterben anschließend unter Anzeichen eines Toxinschocks und Kreislaufversagens. Aufgrund des akuten Verlaufes ist eine Therapie praktisch nicht möglich. Vorbeugende Maßnahmen: Keine raschen Futterwechsel, Futterhygiene verbessern, kein frisches Getreide verfüttern, Einsatz von Säuren, Rohfasergehalt erhöhen (2-4% Fasermix), Eiweißgehalt reduzieren.
Praktisch alle Durchfallerkrankungen haben eines gemeinsam: Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle. Entsprechende Maßnahmen über die Fütterung sind bei Durchfallproblemen immer ratsam. Falls Sie Probleme mit Durchfall bei den Aufzuchtferkeln oder im Maststall haben - sprechen Sie uns an: Gerne beraten wir Sie, was die Rationszusammenstellung anbelangt, aber auch wie Sie mit unseren Spezialfuttermitteln gegensteuern können.