Rohes Getreide – aufgepasst!
Der kampf ums günstige Pferdefutter!
Das Pferd ist als Steppentier in seiner Verdauung auf den zeitraubenden Verzehr von Gräsern und Kräutern ausgelegt. Seit das Pferd dem Menschen als Transport- und Arbeitstier dient, musste eine neue Ernährungsform gefunden werden, die dem Pferd Energie liefert. Die Antwort fand sich im Getreide. Zum Klassiker in der Getreidefütterung avancierte der Hafer, der aufgrund seiner Stärkestruktur für das Pferd noch am leichtesten verdaulich ist. Gerade in den letzten Jahren haben sich jedoch vermehrt weitere Getreidesorten wie Gerste, Mais, oder Weizen in der Pferdefütterung durchgesetzt, die aufgrund ihrer Stärkeform nicht roh an das Pferd verfüttert werden sollten.
Werden diese Getreidesorten unaufgeschlossen an das Pferd verfüttert, kommt es aufgrund der schlechten Verdaulichkeit dieser, zu einem Übertritt der Stärke vom Dünndarm in den Dickdarm, wo es durch bakterielle Aktivität zur Entstehung von Gasen und dadurch bedingt zu schmerzhaften Blähungen kommt. Auch Toxine können durch diese mikrobiellen Vorgänge gebildet werden, die die Entstehung von Hufrehe begünstigen können. In jedem Fall jedoch kommt es zu Übersäuerungen des Dickdarms, die langfristig die Gesundheit des Pferdes beeinträchtigen.
Was aber heißt nun aufgeschlossen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Stärke im Getreidekorn aufzuschließen und dadurch für das Pferd verfügbar zu machen.
Das Getreide wird entweder mit oder ohne Wasserdampf erhitzt (Dämpfen, Puffen), bzw. in Flocken gewalzt (Dampfflockung), in manchen Fällen auch mikronisiert (Schlagartige Erhitzung im Infrarotofen), oder einfach pelletiert (Konditionieren durch Wasserdampfzugabe). Die Sorgfalt beim Getreideaufschluss entscheidet dabei über die Verdaulichkeit des Futters.
Wie macht das Solan?
Das Getreide wird zuerst sorgfältig vorgereinigt, um es von Besatz und Verunreinigungen zu befreien. Anschließend wird das Getreide dampfflockiert, ein Prozess der aus der Lebensmittelindustrie stammt und dort bei der Herstellung von Müslis Verwendung findet.
Das Wesentliche an der Flockieranlage ist der „hydrothermische“ Aufschluss der Getreidekörner. Dabei wird das Getreide zuerst in einem Durchlaufmischer mit Dampf versetzt und im Anschluss in einem „Konditionierer“ eine halbe Stunde auf ca. 100° erhitzt.
Dieses Verfahren hat folgende Effekte:
• Die im Getreidekorn enthaltene Stärke wird „aufgeschlossen“. D.h. die Dünndarmverdaulichkeit der Stärke wird teilweise auf über 90% erhöht. Dadurch gelangt weniger unverdaute Stärke in den Dickdarm wo sie zu Verdauungsproblemen und Koliken führen kann.
• Durch die höhere Verdaulichkeit steigt die Nährstoffdichte – die Futterverwertung wird verbessert.
• Durch die hohen Temperaturen werden Keime und Pilze im Getreide abgetötet.
• Die Getreidekörner werden weich und lassen sich im Anschluss zu Flocken quetschen ohne zu zerfallen.
• Die körnige Struktur des Getreides bleibt erhalten – die Tiere müssen daher das Futter beim Fressen besser Kauen und auch besser einspeicheln.
• Die Schmackhaftigkeit des Futters steigt, da durch den Stärkeaufschluss Zuckermoleküle frei werden.
• Durch die thermische Behandlung werden auch Bitterstoffe und Hemmstoffe abgebaut (z.B. bei der Erbse)
Nachdem das Getreide im Walzenstuhl zu Flocken gequetscht wurde, muss es wieder getrocknet und abgekühlt werden. Dies wird über einen Durchlauf Trockner und Kühler bewerkstelligt.
Das hydrothermische Flockierverfahren ist natürlich äußerst aufwendig. Vor allem die Energiekosten für die Dampferzeugung und die anschließende Trocknung der Flocken sind hoch. Darum wird sich ein Müsli mit hydrothermisch aufgeschlossenen Flocken preislich immer von „herkömmlichen“ Mischungen aus gequetschtem Getreide unterscheiden. Da die Vorteile mit Sicherheit überwiegen, sollte man auf jeden Fall abklären, nach welchem Verfahren ein Flockenfutter erzeugt worden ist. Nicht alles was sich „Müsli“ nennt besteht aus hydrothermisch aufgeschlossenen Flocken.
Flockieranlage-Schema.pdf [72 KB]